Was geschah vor 25, 50, 75,  100, 125 und 150  Jahren in Upsprunge - Auszüge aus der Gemeinde- und Schulchronik

 

  1983

Das Erscheinungsbild von Upsprunge als eigenständiges Dorf  wird sich  entscheidend ändern:  Durch den Erwerb der  großen Acker- und Weideflächen sowohl zwischen Bürener Straße und den Kleingärten  -  Gemarkung Upsprunge und auch Teile Gemarkung Salzkotten – als auch  südlich zwischen Bürener Straße und der  Pfarrer-Drees-Straße durch die Stadt Salzkotten im Jahre 1981 vom Bauern Hubert  Meschede-Stapel standen große  Flächen zur Wohnbebauung  zur Verfügung. Unter Einbeziehung auch anderer erworbener Flächen beschloss der Stadtrat 1983 den Bebauungsplan „Binneres Feld/südl. Bürener Straße“ (Anmerkung: u. a. heutige Straßen Binnere Straße, Dreiweg, Zur Schanze, Schlehenweg, Im Knick, verlängerte Straßen Landwehrweg und Kösliner Straße, Meierhofstraße usw).

Da auch der größte Teil der Flächen südlich der Bürener Straße  gekauft wurde, waren  Feiern in den Scheunen nicht mehr möglich, wie 1983 noch der Patenschaftsball mit der Instkp 210 Augustdorf. Sie wurden im Dezember  komplett abgerissen. Die Dorfgemeinschaft forderte, dass im Plangebiet eine ausreichend große Fläche von der Bebauung freigehalten wird, z.B. ein großes Grundstück an der Pfr.-Drees-Straße oder beim Spielplatz an der Bürener Straße. Das wurde auch beschlossen, aber zunächst nur für die erstgenannte Fläche (Anm.: Hier sollte nach Vorstellung der Kommunalpolitiker das Pfarrheim in Kombination mit einem öffentlichen Begegnungszentrum entstehen – dazu kam es jedoch nicht, weil dieses das Generalvikariat ablehnte. Später kam es auch  zur Ausweisung des Gemeindebedarfsplatzes an der Bürener Straße). Meschede verlegte seine landwirtschaftliche Betriebsstätte an den Eiserweg beim Sonnenknapp, Flur Obere Schley. Das Getreide auf den verkauften Flächen wurde im Sommer 1983 zum letzten Mal geerntet. Danach begannen sofort die Erschließungsarbeiten für einen Teil des Baugebietes. Die Stadt parzellierte den 1. Abschnitt und begann mit dem Verkauf der Wohngrundstücke.  In Anbetracht des  für Upsprunge  gewaltigen Umfangs der neuen Siedlungsflächen und der Erkenntnis des Zusammenwachsens von Upsprunge und Salzkotten  sorgten sich viele Bürger um  den Verlust des typischen  Charakters eines  Dorfes und stellten die Frage, ob bei soviel neuen Einwohnern die Integration möglich wird.

 

Das Dorfbild veränderte sich auch am Kirchplatz: Am 13. Juli wurde das Fachwerkhaus Hupe zwischen den Häusern Lange und Böddeker abgerissen. Es war 1828 erbaut und damit das zweitälteste Haus des Ortes.  Es war  nie an die elektrische Stromversorgung angeschlossen, Petroleumlampen gaben das erforderliche Licht. Das Grundstück erwarb Nachbar Peter Lange, der nach dem Abriss mit dem Abbruch und  mit dem Neubau seines Wohnhauses begann. Hermann Bergschneider schuf  aus dem 1982 geschlossenen Lebensmittelgeschäft eine Kegelbahn, die er im August eröffnete.

Am 16. April führte die Schützenbruderschaft erstmals ein Preisschießen durch.

2 traurige Nachrichten: Im April kam durch einen Verkehrsunfall   vor seinem Elternhaus in der Hederbornstraße der fast  3-jährige Frank Greifenhagen  zu Tode und im gleichen Monat  beim Überqueren der B 1 in Geseke der 70-jährige Josef Kaup, Mackeloh. Registriert wurden 14 Geburten und 7 Sterbefälle und Ende des Jahres  1.202 Einwohner.

 

1958

Der neu angelegte Sportplatz wurde am 15. Mai  offiziell eingeweiht (Anm.:als Rasenplatz; heute der Aschenplatz). ... Durch die Motorisierung in der Landwirtschaft sind die Wege zum Teil derart zerfahren, dass ein Durchkommen, vor allem bei Regenwetter, kaum möglich ist.... Die Wirtschaftswege „Auf dem Berken“ und „Am Helleberg“ wurden ausgebaut.

Das Innere der Kirche wurde unter Leitung des Architekten Klaus Breithaupt durch Malermeister Anton und Franz  Bergschneider  neu ausgemalt. Neue, vom Glaskunstmaler Zappini aus Paderborn gefertigte Fenster  wurden im Längsschiff eingesetzt. Zur Finanzierung der 9.082 DM Kosten spendeten u.a. die Bauern  2.000 DM Jagdpachtgelder, 1.500 DM erbrachte eine angesetzte Sonntagskollekte, die Einzelspenden betrugen 1.500 DM....

„Der 1. Mai wurde in diesem Jahr durch ein Konzert auf dem Schulplatze eingeleitet....

Am 21. und 22. Juni erlebte unser Dorf auf  ... der Sportwiese am Eingang des Dorfes (Anm.: Rinchevals Wiese, auf der auch das Vogelschießen stattfand)... ein Spring-, Reit- und Fahrturnier.“...  In der Nacht vom 5. zum 6. Juli, morgens zwischen 3 und 4 Uhr, ertönte die Brandglocke. Das Wohnhaus und das angebaute Stallgebäude des Bauern Franz Alpmann standen in hellen Flammen. Dank des tatkräftigen Einsatzes unserer Feuerwehr konnte der Brand auf den Dachstuhl beschränkt gehalten werden.....   Am 2. Weihnachtstag erfreute der Sportverein unser Dorf durch die Aufführung des Theaterstückes: “Der Knecht vom Eichenhofe.“ ... Am 23. November hatten unsere Frauen und Mütter einmal Ausgang. Sie trafen sich in gemütlicher Runde bei einer Tasse Kaffee im Saale Rincheval .... Am 20. März wurden 10 Kinder aus der Schule entlassen, 17 wurden neu eingeschult; Schülerzahl: 113 Kinder.   Nach der diesjährigen Volkszählung hat unser Dorf 814 Einwohner.... Viehzählung: 106 Schweinehalter mit 1277 Schweinen, 50 Rindviehhalter  mit 610 Stück Rindvieh, davon 269 Kühe, 35 Pferdehalter  mit 71 Pferden, 3 Schafhalter und 281 Schafe, 13 Ziegenhalter und 19 Ziegen, 110 Hühnerhalter mit 1619 Hühnern, 14 Gänsehalter mit 68 Gänsen, 20 Entenhalter und 201 Enten, 1 Truthahn und 9 Bienenstöcke. .... Am 18. und 19. September wurde das Obst an den Gemeindewegen verkauft. Der Erlös ergab die Summe von 837 DM. ..

Aus der Schulchronik: ..Die auf dem früheren Schulland (Anm: Schleiweg) erbauten Wohnhäuser konnten bezogen werden.  710 Katholiken, 20 Taufen, 8 Sterbefälle, 12 Trauungen.... 11 Kinder wurden aus Jahrgang 8 entlassen. .... 115 Kinder, in Klasse I 47, in II 30 und in III 38; 10 evangelische Kinder, 13 Flüchtlingskinder.

 

  1933

Bei der Reichstagswahl am 5. März entfallen auf NSDAP 70, SPD 2, KPD 15, Zentrum 209 und Schwarz-weiß-rot 11 Stimmen. Aus Anlass des Sieges der Nationalen Revolution war am 9.3. schulfrei . Abends macht die Schuljugend unter Leitung ihres Lehrers Faber einen Zug durchs Dorf unter Mitnahme von Hakenkreuzfähnchen und dem  Absingen nationaler Lieder, dem sich wenige Erwachsene anschlossen.

Aus Schulchronik: „Allgemeine Wirtschaftslage unverändert schlecht. Besonderes Ereignis: Am 30. 1. wurde der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Adolf Hitler Reichskanzler. Freude seiner Anhänger erreicht ihren Höhepunkt in einem Fackelzug in Berlin.......

Am 1. Februar erschienen einige junge NS-Leute und hissten auf der Schule die Hakenkreuz-Flagge.  Am 1.5. neues Ereignis: Von der Regierung Hitler wird der 1. Mai  zum Tag der nationalen Arbeit erkoren. Wie in allen Städten und Dörfern, so auch in Upsprunge feierlicher Umzug mit Musik. Jung und Alt beteiligten sich rege.....  Volkszählung: 621 Einwohner, 106 Haushalte, 77 landwirtschaftliche Betriebe, 9 Gewerbebetriebe.   .... Zur Linderung der Arbeitslosigkeit wurde im Einvernehmen  mit dem Arbeitsamte zu Paderborn, durch Ausführung von Drainungs- und Kultivierungsarbeiten für 1880 Tage Arbeitsverdienst geschaffen, wozu der Staat pro Mann und Tag einen Zuschuss von drei Mark in Aussicht stellte.“..

 

  1908

„...Die Gemeinde hat 536  Einwohner in 90 Wohnhäusern... 25 Geburten, 9 Trauungen, 13 Todesfälle....Im August konnte der Hafer, welcher sowieso schon schlecht gerathen war, wegen des häufigen Regens größtenteils ausgewachsen, nur mühsam unter Dach gebracht werden....Die Runkeln hatten davon viel gelitten.....Viehzählung: 107 Pferde, 396 Stück Rindvieh, 338 Schafe und 752 Schweine.

..In der  neuen Kirche aus dem Jahr 1896 feiert die Gemeinde am 26. April erstmals das Fest der Erstkommunion, 9 Knaben und 11 Mädchen. Vor dem Hochamte wurden dieselben von einer Anzahl Engelchen aus dem Schulhaus in die Kapelle (Kirche) geleitet...

(Anm.: erster eigener Seelsorger,  nachdem 1907 mit Vicar Franz Drees erstmals ein Geistlicher in Upsprunge - im 1906 erbauten Pfarrhaus -  wohnte).

Im gleichen Jahr wird die Kirche durch den Anbau einer Taufkapelle erweitert. Den Taufstein stiftete Landwirt Josef Fricke.

Aus Schulchronik: Minus 8 Kinder entlassen und 2 Kinder gingen zur Rektoratsschule, plus 5 neue Kinder = am 1. 11.  110 Kinder (Anm.: In der 1905 erbauten neuen Schule mit 2 Klassenzimmern).

 

1883

„Die Seelenzahl beträgt  474 Seelen. ...In diesem Mt. wurde das alte Wohnhaus des früheren Colon Ahrensmeyer, jetzt Carl Meschede, der Baufälligkeit wegen niedergerissen und im Verlauf dieses Sommers ein Neues massiv aufgebauet......  Auf Anordnung Königl. Regierung mußten im Mt. Juni sämtliche Schafe gebadet werden.......Es wurde deshalb die Gemeinde in Badeorte eingetheilt...Die Erndte ist für dieses Jahr namentlich an Stroh eine geringe zu nennen, jedoch ist bemerkenswerth das namentlich der Roggen des wenigen Ertrages wegen doch sehr kornreich war und auch sehr schönes Mehl lieferte... Durch Beschluß der hiesigen Gemeindevertretung wurde der Neubau einer massiven Brücke über die Heder bei der Mühle auf Antrag mehrerer Einwohner mit dem Bemerken bewilligt, wenn ein Zuschuß des Provinzialständischen Ausschusses zu den Baukosten gewährt werden kann.... Die Wahlperiode des Vorstehers Zacharias war mit dem 30ten April abgelaufen und wurde derselbe bei der Neuwahl einstimmig auf 6 Jahre wiedergewählt....

Schulchronik:  Am 1. September Sedanfeier..“

 

1858

„... Heftiger Schneefall sodaß die Eisenbahnzüge nicht fahren konnten. April und Mai waren sehr trocken und dazu kam Frost, daß das Laub an den eben aufgegangenen Kartoffeln erfroren war.

Wegen der anhaltenden Dürre mußte Müller Jos. Stumpenhagen wegen Wassermangel mehrere Fuder Mahlgut in Paderborn und Neuhaus mahlen lassen.

 

 

Das Leben kann nur rückwärts verstanden,                   

 muss aber vorwärts gelebt werden!

 

Norbert Schulte

Chronist Upsprunge,Weihnachten 2008